Kleine, grüne Tabletten aus getrockneten Chlorella-Algen sollen uns vor Nährstoffmangel und Giftstoffen bewahren, meinen zumindest die Anbieter. Naturheilkundliche Zahnärzte empfehlen sie zum Ausscheiden von Quecksilber aus Amalgamfüllungen und auch einige Heilpraktiker schwören auf ihre entgiftende Fähigkeit. Wissenschaftlich belegt sind diese Wirkungen aber nicht.
Chlorella-Arten gehören zu den sogenannten Mikroalgen. Das sind einzellige Organismen, die im Süßwasser wachsen. Da sie den grünen Pflanzenfarbstoff Chlorophyll bilden, sind sie in der Lage Fotosynthese zu betreiben. Wegen ihres hohen Gehalts an Chlorophyll und zahlreichen anderen Inhaltsstoffe gelten sie als antioxidativ, krebs- und entzündungshemmend. Getrocknet und gemahlen werden sie als Presslinge und Pulver im Onlinehandel, Drogerien und Reformhäusern als Nahrungsergänzungsmittel angeboten.
Chlorella-Algen enthalten viele biologisch wertvolle Substanzen, wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren (EPA, DHA), hochwertige Proteine (51-58 %), Vitamine, Mineral- und sekundäre Pflanzenstoffe wie Chlorophyll und Carotinoide. Die Nährstoffe sind aber nicht immer gut verfügbar, da die Algenzellen von unverdaulichen Zellwänden umgeben sind. Zudem sind die Mengen, die über eine Tablette aufgenommen werden, nur gering, da in einer Tablette nur etwa 2-3 Gramm Algen stecken. Die von den Herstellern angegebenen Zink- und Magnesiumgehalte von 69 bzw. 320 Milligramm pro 100 Gramm klingen zwar beachtlich, mit einer Tablette nimmt man aber deutlich weniger der Mineralstoffe auf als mit einer Portion Haferflocken.
Die entgiftende Wirkung der Alge wird mit der Bindungskapazität ihrer mehrschichtigen Zellwand begründet. So können Mikroalgen Gewässer unter anderem von Nitrogen, Phosphor und toxischen Metallen reinigen. Im menschlichen Körper sollen sich vor allem Pestizide und Schwermetalle an die Zellwände binden und so ausgeschieden werden. Die entgiftende Wirkung im menschlichen Körper wurde allerdings noch in keiner uns bekannten Studie nachgewiesen. Die Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht eindeutig. Dass Mikroalgen toxische Stoffe und Schwermetalle aus der Umwelt aufnehmen, macht ihren Verzehr möglicherweise auch bedenklich. Statt viel Geld in die teuren Algenpräparate zu stecken, ist es vielversprechender, in eine abwechslungsreiche Ernährung zu investieren.